#169 Das Hygienemissverständnis

Annik Rauh Fewo-Angels: Heute beantworte ich eine Frage, die mir relativ häufig gestellt wird und zwar darf man Lebensmittel, also trockene Lebensmittel oder auch verschlossene Getränke für die Gäste bereitstellen, wenn es jetzt vor allem so Dinge geht wie zum Beispiel Gewürze, Zucker, Mehl, macht das Sinn, das für den Gast vorzuhalten oder könnte das vielleicht ein hygienisches Problem sein oder könnten sich vielleicht auch Gäste davor ekeln, dass dort schon bereits angebrochene Gewürze oder angebrochenes Mehl steht. Da diese Frage so häufig kommt, widme ich ihr eine kleine Folge. Ja, diese Frage finde ich immer ganz interessant, weil ich ja auf eine Gastronomie- und Hotellaufbahn zurückblick, wo man natürlich auch in Sachen Hygiene geschult wird und ich habe auch unzählige Hygienekontrollen hinter mir. Das ist einfach Standard. Die kommen dann vorbei und das war immer das Schöne bei uns, haben sie so gut wie nie was gefunden, außer einmal hatten wir wirklich das Horrorszenario. Ein Mitarbeiter hatte eine Bratwurst, so ist ihm aus der Pfanne gefallen und er hat sie dann einfach unter den Tresen gekickt und wir wussten nichts davon. Und es gab aber einen ganz bestimmten Winkel für die Gäste, von wo aus sie das sehen konnten. Und der hat das dann der Hygiene gemeldet. Vollkommen verständlich. Und wir sind im Boden versunken, weil wir waren es gar nicht gewohnt, dass die Dame von der Hygiene irgendwelche Dinge zu beanstanden hatte. Die kam ja schon seit Jahren zu uns, hat uns kontrolliert. Und dann sagte sie uns das, schauen sie mal bitte da und da ganz hinten in der Ecke. Und das war wirklich, also wir sind im Boden versunken und ich erzähle das mal so offen, weil das vielleicht auch mal so ein kleiner Tipp ist, dass Gäste häufig ganz andere Blickwinkel einnehmen, als man selbst tut und es ist ja auch so, ich habe ja eine Reinigungsfirma engagiert, die die Aufgabe hatte, auch unter den Schränken sauber zu machen. wie es halt so ist, wir sind alles nur Menschen und ich weiß nicht wie lange die, also die war jetzt nicht lange da. Also es muss anscheinend dann eben vergessen worden sein und am nächsten Tag hat der Gast es eben dann gesehen und direkt gemeldet und dann hatten wir den Salat. Wie auch immer es ist, aber seitdem haben wir jeden Abend mit der Taschenlampe unter den Tresen geleuchtet. Tja, also da so ein kleiner Aspekt zum Thema Hygiene, der vielleicht einfach nur so eine, was heißt nur, aber es ist zumindestens jetzt erstmal eine Sache, die die Lebensmittel, die auf den Teller kommen, nicht direkt touchiert. Ja, ich meine, niemand verwendet diese Bratwurst noch. Die muss auf jeden Fall weg. Gar keine Frage. Ich glaube, ich rede mich hier gerade Kopf und Kragen, ist egal. Aber was ich damit meine ist, es gibt natürlich Dinge in einer Ferienwohnung, die sind vielleicht hygienisch jetzt kein Drama, aber dem Gast wird sofort schlecht, wenn er sowas sieht. Also zum Beispiel ein nicht geputzter Abfluss. Ganz übel sind ja diese modernen Dinger, die man immer erst mal abheben muss und es gibt durchaus Gäste, zum Beispiel in der Dusche, es gibt durchaus Gäste, die da extra gucken, ⁓ festzustellen, ob wirklich gut geputzt wurde. Und deswegen, wenn du deine Reinigungsfirma kontrollierst, dann wäre das der erste Punkt, wo du unbedingt hinschauen solltest. Kommen wir aber zu dem ursprünglichen Thema, das ich vorhin schon angeschnitten habe, nämlich ich werde ganz, ganz häufig gefragt, wie ist es denn, Annik, mit Gewürzen, Zucker, Mehl und solchen Dingen in der Ferienwohnung? Darf ich dort angebrochene Packungen stehen lassen für die Gäste? Ist das überhaupt eine gute Idee? Die erste Punkt von der Seite Hygiene bei solchen trockenen Lebensmitteln ist tatsächlich, dass es leicht sein kann, dass alle halbe Jahr, ich glaube immer so im Frühjahr und im Herbst, dass man sich einen Mottenbefall einfängt und das ist natürlich extrem unangenehm. Du weißt selber, wie so was aussieht. Da kann man nichts dagegen machen. In manchen Lebensmitteln sind die einfach drin und es kann zum Beispiel auch sein, dass Gäste durch ihre eigenen eingebrachten Lebensmitteln diese Mottenlarven einbringen und dann nisten die sich in den Gewürzen ein. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe die Viecher ab und an mal im Mehl gehabt, aber nie in Gewürzen. Aber trotzdem erwähne ich es hier der Vollständigkeit halber, dass das natürlich durchaus ein Thema ist, was man nicht haben möchte. Aber ich würde jetzt mal sagen, beim Thema Gewürze ist es vielleicht nicht ganz so dramatisch. Der Punkt ist nämlich der, dass das Thema Gewürze an sich einen ganz besonderen Vorteil hat, nämlich ich war jetzt erstmal kürzlich eine Woche auf einer Vocation zusammen mit drei anderen Unternehmerinnen. Wir haben uns ein wunderschönes Landhaus bzw. ein wunderschönes Apartment in einem noch wunderschöneren Landhaus in der Nähe von Bordeaux angemietet für eine Woche. und haben dort einfach ganz intensiv gearbeitet. Aber ich möchte auch ehrlich sein, wir haben nicht nur ganz intensiv gearbeitet, sondern wir haben auch ganz intensiv geschlemmt und gegessen und gekocht und das Tolle dabei war, dass das die erste Fehlwohnung war, wo ich wirklich eine komplette Batterie von Gewürzen vorgefunden habe. Das bedeutet, da war halt nicht nur Salz, Pfeffer, Paprika, Curry und Kräuter der Provence da, sondern Da waren bestimmt 15 verschiedene Gewürze, wie ich das eben von mir auch zu Hause kenne, sprich es war einfach alles da, ⁓ ordentlich kochen zu können. Und da ist mir eines aufgefallen, worüber ich mich früher einfach immer nur geärgert habe und es war mir nie bewusst, wie einfach es ist, es doch besser zu machen, nämlich Wenn man nur so ganz wenige oder gar keine Gewürze in der Ferienwohnung zur Verfügung stellt, dann zwingt man den Gast jedes Mal, und sei sein Aufenthalt noch so klein, in den Supermarkt zu rennen und genau dafür eben eine ganze Packung Gewürz zu kaufen. wenn man, also wir kochen sehr intensiv und wenn man dann plötzlich so sechs Packungen Gewürze hat. dann ist man schon häufig mit 20 Euro dabei, einfach nur damit das Essen schmeckt. das wäre also für mich jedenfalls wäre es vollkommen okay. Und ich war wahnsinnig dankbar in dieser wundervollen Ferienwohnung, dass das einfach da war, weil ich habe gemerkt, das hat meine Aufenthaltsqualität total verändert. Ich konnte mir einfach die Gerichte so zubereiten, wie ich das von zu Hause gewohnt war. und es hat richtig gut geschmeckt. Weil man kann sich vorstellen, wenn man im Urlaub ist, dann beschränkt man sich natürlich aufs Notwendigste und kauft dann nicht die ganze Batterie und dort konnte ich quasi aus dem Vollen schöpfen. Also du siehst, auch wenn es theoretisch eine Motten, wenn es theoretisch ein Mottenrisiko gibt, würde ich wirklich empfehlen, nicht nur ein, zwei Gewürze hinzustellen, zum Beispiel, dass es jetzt unbezahlte Werbung ist, vollkommen egal, du was anderes nimmst, aber zum Beispiel Rewe hat ganz passable Eigenmarkengewürze. Das sind kleine Glasportionierer, also kleine Glasstreuer. Die sehen schön aus und ich glaube, jedes Gewürz kostet zwei Euro. Also das ist jetzt wirklich kein Rieseninvestment. Und worum es mir geht ist, Du veränderst damit eben wirklich die Qualität des Aufenthaltes für den Gast. Da wäre jetzt die nächste Frage, was nimmt man? Nimmt man nur sozusagen echte Grundgewürze oder diese mittlerweile absolut überhandnehmenden Gewürzmischungen? Da würde ich sagen, kommt es auf deine Zielgruppe an. Wenn du zum Beispiel wie wir jetzt in so einem Landhaus vermietest an Gäste, einfach gerne kochen. dann sollten das wirklich die sogenannten echten Gewürze sein, also Oregano, Majoran, Thymian, Paprika, Curry, Muskatnuss und wie sie alle heißen. Solltest du jedoch in einem City-Apartment haben, wo die Leute nur sehr, kurz bleiben, da könnte es Sinn machen, dass du eher so auf Gewürzmischungen gehst, die den Leuten einfach Spaß machen, weil Wenn die Leute nur sehr kurz bleiben und es auch ganz kleine Appartments sind, dann ist es häufig so, dass die Leute jetzt zum Beispiel für eine Person gar nicht so groß aufkochen werden. Und dann macht ihnen vielleicht so eine Gewürzmischung für so einen Zellernudeln einfach mehr Spaß, als wenn sie sich da aufwendig was zusammenrühren können. Weil seien wir ehrlich, so ein Paprikapulver auf den Nudeln schmeckt jetzt nicht so wahnsinnig doll, aber es gibt durchaus passable Nudelmischungen. für Passler, die dann ordentlich was hermachen. Also da auch wieder die Zielgruppenorientierung. Du kennst mich ja. Ich habe ja quasi ein ganzes Mini-Hörbuch gemacht zum Thema Zielgruppe und da zeigt sich das, dass es eben sogar in der Auswahl der Gewürze Unterschiede geben kann, je nachdem, was du anbietest. Manche Vermieter haben ja auch Angst, dass die Gäste sich einfach bedienen bei den Gewürzen. Das ist natürlich nicht ausgeschlossen. das könnte theoretisch immer passieren, aber wenn du quasi dem Gast von Anfang an Gesten der Großzügigkeit zeigst, dann wird der Gast auch mit Gesten der Großzügigkeit in den meisten Fällen reagieren. Wenn der Gast jedoch an anderen Stellen irgendwie ein Klein-Klein entdeckt, also zum Beispiel so etwas wie dass du nur ein einziges Spülmaschinentapp hinlegst oder zum Beispiel die Müllbeutel vergisst, was extrem ärgerlich ist, dann wird der Gast vielleicht zum Schluss denken, ach Mensch, muss gerade, ist gerade bei mir aus, nehme ich doch gerade mal mit, ist doch so viel hier, kein Problem. Und dafür lasse ich dann, also die Gäste haben ja dann auch eine interessante Logik, dafür lasse ich dann die Spülmaschinentapps da, weil zu Hause habe ich keine. Das muss man nicht verstehen, aber so kann es passieren. Das heißt, nachher merkt man vielleicht gar nicht, dass der Gast etwas dagelassen hat, sondern man merkt einfach nur, was fehlt. Oder er hat einfach alles mitgenommen, aber was ich damit meine ist, selbst wenn einer von, sagen wir, zehn oder 20 Gästen sich unmöglich bedient, sich unmöglich benimmt und eben die Ferienwohnung wie einen Selbstbedienungsladen versteht, bedeutet das, dass man bei 10 oder 20 Gästen eben 9 oder 19 Gäste richtig glücklich gemacht hat. Und darauf sollte unser Fokus liegen, denn diese Gäste werden sehr wahrscheinlich eine super tolle Bewertung hinterlassen. Jetzt haben mir aber manche Vermieter gesagt, es könnte doch eklig sein für die Gäste, wenn sie eine angebrochene Gewürzpackung benutzen. Also so ein Streuer. Und da wäre schon mal mein erster Hinweis, ich würde darauf achten, dass es ein Streuer ist, nicht diese Gewürze, wo man so mit dem Finger reingehen muss. Weil ja, ganz ehrlich, wenn die Gäste zum Beispiel mit feuchten Fingern reingehen oder mit öligen Fingern, dann kann das auch ganz schnell schimmeln und das sieht man nicht unbedingt in den Gewürzen. Also meine Empfehlung, nehmt wirklich einen Streuer. Die Angst davor, das sei irgendwie unhygienisch, da muss ich wirklich müde lächeln. erst mal Punkt eins, es wird immer Gäste geben, die vor irgendetwas Angst haben. Also, es gibt ja die lustigsten Dinge, also das heißt, man sollte sich nicht davon leiten lassen, dass jetzt ein bestimmter Gast irgendetwas vollkommen ekelhaft fand. Da kann man dann sagen, okay, wenn du die Gewürze von, die schon angebrochen sind, nicht benutzen willst, feel free. Also, Jeder kann sich natürlich seine eigenen kaufen und die anderen, 19, die erwähnten, die freuen sich dann. Es ist auch tatsächlich so, dass bei solchen trockenen Lebensmitteln wirklich überhaupt keine Gefahr ist und wenn man nämlich dann konsequent wäre, dann dürfte man zum Beispiel im Restaurant auch keinerlei Salz- Pfefferstreuer anfassen und irgendwelche Essigölbehälter natürlich schon gar nicht. Man dürfte überhaupt zu gar keinem Buffet gehen. Denn natürlich werden zum Beispiel trockene Lebensmittel wie irgendein Müsli und so weiter nicht weggeschmissen nachdem sie auf dem Buffet standen, sondern die werden wieder zurückgestellt in die Küche und wandern dann am nächsten Tag wieder raus. Und wenn du Glück hast, macht das das Restaurant oder das Hotel eben so, dass das Ganze gut abgedeckt ist. Aber manchmal findet man auch schon nicht ganz so schöne Lösungen. Also bei trockenen Lebensmitteln ist es absolut okay und eben auch von der Hygiene abgesegnet, dass man das macht. Übrigens kleine Information am Rande. Bei Hygienekontrollen ist es übrigens auch vollkommen okay, aber das ist jetzt einfach nur eine kleine Information an der Seite, abgelaufene Lebensmittel zu nehmen, sofern es sich ⁓ ein Mindesthaltbarkeitsdatum handelt. Also das bedeutet, Hygiene, also die Hygienekontrolle sagt auch, Dieses Datum sagt, mindestens haltbar bis. Es gibt nämlich im Vergleich dazu ein Verbrauchsdatum, das steht auf Hackfleisch und Fisch, da steht drauf zu verbrauchen bis. Das ist quasi eine harte Linie. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist es nicht. Wir haben uns trotzdem strikt an diese Daten gehalten, aber ich war damals auch relativ erstaunt, dass mir die Dame von der Hygiene eben gesagt hat. Ach, das können sie auch länger verwenden. Das ist kein Problem. Aber ganz ehrlich, ich wollte einfach eine klare Linie für die Mitarbeiter, dass die dann nicht jedes Mal eine Geruchsprobe machen müssen, weil darauf wollte ich mich bei bis zu 50 Mitarbeitern, die wir hatten und bis zu 3000 Gästen täglich wirklich nicht verlassen. Aber zurück zu diesen Hygienemissverständnissen. Also was zum Beispiel jetzt nicht so doll ist, ist zum Beispiel das Thema Eiswürfel. Da würde ich sagen, ich finde es zwar schön, wenn schon Eiswürfel in einer Ferienwohnung sind für mich. Also ich bin da hart gesotten. Aber ansonsten weiß man nie, was war in dem Wasser vorher drin. Also das heißt, dem Gast vorher schon die Eiswürfel einzufrieren. Vielleicht eher fertig verpackte zu kaufen. Dann gibt es aber auch noch ein Thema wie zum Beispiel irgendwelche Milch- und Zuckerpackungen. Die sehen einfach nach dem dritten Gast ziemlich all aus. Gleichzeitig ist die Idee, diese Dinger umzufüllen, mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn ein Gast jetzt gerade so umkochen ist, dann wird er halt so eine Mehlpackung oder wenn du es umgefüllt hast, so eine Mehldose halt anfassen, wie er das halt anfasst und nicht jeder Gast hat dabei saubere Hände. Das bedeutet natürlich auch und das gilt genauso wie für die Gewürze. Das muss in den Reinigungsplan rein, dass diese Sachen jedes Mal kontrolliert werden und eben auch ab und an mal grundgereinigt werden, also dass so eine Mehldose halt auch mal komplett getauscht wird, dass da nicht immer wieder oben drauf gefüllt wird. Übrigens ist es völlig in Ordnung, einen netten kleinen Hinweis vielleicht in einem kleinen Bilderrahmen in den Schrank hineinzustellen, wo eben drin steht, vielen Dank. Also bitte bedienen Sie sich und sollte etwas leer werden, dann bedanken wir uns sehr, wenn Sie es einfach ersetzen. Zwar hast du dann nicht so hundertprozentig die Kontrolle, das heißt, es kann dann sein, dass jemand eine andere Gewürzmarke kauft und es nicht mehr so schön aussieht, aber du kannst ja immer noch entscheiden, wie du das haben willst. Also das war ein kleiner Ausflug in das Thema Hygiene, gerade in Bezug auf das Thema Gewürze, Zucker, Mehl und so weiter. Ich selber sag ja immer sorg dafür, dass der Gast eben nicht irgendwelche Dinge einkaufen muss, die es quasi nicht in seiner Verbrauchsgröße gibt. Und das betrifft eben Klopapier, Frischhaltefolie, Backpapier, schonet übrigens deinen Putzaufwand im den Backofen enorm, wenn du das zur Verfügung stellst. Genauso eben wie Gewürze, Mehl, Zucker, Salz, Essig, Öl. Es ist einfach super, wenn du so etwas für den Gast bereitstellst. Und wenn jemand da ein Thema hat, auch ich habe Themen mit Dingen, die anderen, andere Leute überhaupt nicht jucken, deswegen habe ich dafür auch ein Herz. Aber wenn jemand damit ein Thema hat, dann kann er ja sich selbst was kaufen. Also in diesem Sinne, ich hoffe, Das hat dir geholfen. Ich freue mich auf dich in der nächsten Folge und dann hab eine schöne Woche.